Irgendwas mit Blumen
Ich heiße Michaela Rosenbaum. Ich habe auch noch einen zweiten Vornamen, aber den verschweige ich lieber. Zu oft hat er mich schon dem Spott ausgesetzt. Es gibt nämlich auch alte Namen, die aus gutem Grund nie wieder in Mode kommen. Mit meinem ersten Vornamen bin ich ganz zufrieden. Und das, obwohl ich ihn Bata Illic verdanke. Aber das ist eine andere Geschichte.
Meinen Nachnamen dagegen finde ich uneingeschränkt wunderschön. Und damit bin ich nicht allein. Oft gibt es dafür Komplimente, wenn ich mich jemandem neu vorstelle. Noch mehr Aufsehen erregt es, wenn ich dazu noch meine Adresse angeben muss. Ich wohne nämlich auf der Rosenthaler Straße. Werde ich – was fast jedes Mal passiert – auf die doppelte Rosigkeit aufmerksam gemacht, tue ich manchmal so, als wäre mir das noch gar nicht aufgefallen. Oder ich sage, dass ich die Straße extra deswegen ausgewählt habe. Beides stimmt natürlich nicht. Die so Beschwindelten mögen es mir nachsehen.
Hin und wieder kommt es vor, dass ich nach der Nennung meines Nachnamens gefragt werde, ob ich Jüdin sei. Das verneine ich in solchen Fällen wahrheitsgemäß. Ich frage mich dann aber immer, wie das Gespräch weiterverlaufen wäre, wenn ich es bejahen könnte. Würde sich ein spannender Diskurs über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Weltreligionen entspinnen? Würde mir Ablehnung oder Schlimmeres entgegenschlagen? Oder würde mein Gegenüber das Thema wechseln, weil er oder sie dazu nichts Sinnvolles zu sagen weiß und nur einfach so mal fragen wollte. Vielleicht sollte ich in Zukunft in solchen Situationen auch mal flunkern und sehen, wohin das führt.
Erwähnt sei in diesem Zusammenhang noch der Gastronom, der uns vor vielen Jahren einmal ein Angebot für eine Familienfeier machen wollte. Nach längerem Warten auf eine Mail von ihm, rief ich ihn an. „Gut, dass Sie sich melden“, begrüßte er mich. „Ich habe den Zettel mit Ihren Kontaktdaten verlegt und schon unter ‚Goldmann‘ im Telefonbuch nachgeschaut, Sie aber nicht gefunden!“ Wie auch?
Die charmanteste Anekdote zu meinem Nachnamen verdanke ich dem siebenjährigen Sohn einer engen Freundin. Seine Schule hatte mich zu einer Lesung aus einem meiner Kinderbücher eingeladen. Aufgeregt erzählte er seiner Mutter, dass die Lehrerin mich aber nicht als „Michi“ angekündigt habe. Auf die Nachfrage der Mutter was sie denn gesagt hätte – „Vielleicht die Autorin?“ – antwortete er: „Nein, Mama, irgendwas mit Blumen!“ Meinen Nachnamen hatte er wohl noch nie gehört.