So putzig, die Drei
Hallo Leute, ich heiße Taron und darf heute zur Abwechslung mal an dieser Stelle aus meinem Leben berichten. Und das hat einen besonderen Grund: Ich habe nämlich vor genau zwei Jahren drei süße Menschen adoptiert – darunter die eigentliche Autorin dieses Blogs. Gefunden habe ich sie im Tierheim Heinsberg. Katzenseelenallein standen sie hinter der Gittertür und schauten mich mit sehnsüchtigen Blicken an. Die Tierpfleger berichteten mir, dass ihr früherer Besitzer, ein stattlicher schwarz-weißer Senior namens Moritz, vor einigen Monaten verstorben war und sie dringend jemanden brauchten, der sich um sie kümmert. Drei echte Notfälle also. Natürlich wurde ich weich und bot meine Hilfe an.
Und so erledigten wir die Formalitäten und los ging es nach Hause. Dort habe ich mich zunächst sehr ruhig verhalten und mich mehrere Tage hinter das Sofa und ins Bücherregal zurückgezogen. Schließlich mussten sie sich erstmal an die neue Situation gewöhnen. Nach und nach habe ich ihnen aber gezeigt, wie der Hase – beziehungsweise in meinem Fall der Kater – läuft. Und ich muss sagen, sie lernten schnell. Ich überzeugte sie beispielsweise davon, dass Ballspielen im Wohnzimmer durchaus viel Freude machen kann. Auch beim Stoffmäuse-Apportieren hatten sie rasch den Dreh raus. Besonders putzig ist es, wenn sie auf dem Boden liegen und versuchen, mit einem Schuhanzieher verschollenes Spielzeug unter den Schränken hervor zu angeln. Ich sitze dann immer mit erfahrenem Mauselochbewacher-Blick daneben und überprüfe die sorgfältige Ausführung der Handlung.
Als Herr des Hauses erwarte ich natürlich unbedingten Gehorsam. Bei Missachtung der von mir aufgestellten Regeln versuche ich, meine Hautnasen zunächst mit Schimpfen wieder auf den richtigen Weg zu lenken. Manchmal sehe ich mich aber auch zu härteren Sanktionen gezwungen und zwicke sie kurz, aber spürbar in die Wade. Wenn sie dann das gewünschte Verhalten zeigen, belohne ich sie mit Schnurren und um die Beine streichen. Denn positive Verstärkung ist doch immer noch das wirksamste Mittel in der Menschenerziehung.
Inzwischen klappt das Zusammenleben bei uns richtig gut. So haben sich meine drei Zöglinge darauf eingestellt, dass ich sehr empfindliche Ohren habe und versuchen, den Geräuschpegel daran anzupassen. Was ich ihnen jedoch noch nicht abgewöhnen konnte, ist das Staubsaugen. Allerdings vergnügen sie sich mit diesem schrecklichen Spiel auf meine Weisung hin nur noch selten. Man muss sich manchmal eben auch mit kleinen Lernerfolgen zufriedengeben.
Auch Gästen biete ich zuweilen meine Unterstützung an. So etwa, wenn sie zu vorgerückter Stunde den Ausgang nicht finden und das überspielen, indem sie bei der Verabschiedung noch ewig im Flur herumstehen. Ein diskretes Kratzen an der Haustür und auch diese peinlichen Situationen sind schnell überstanden. Gern geschehen!
Hin und wieder verschwinden meine drei Adoptivmenschen für ein paar Tage. Dann hole ich mir vertretungsweise zwei ältere Damen ins Haus, die ebenfalls hilfebedürftig sind. Auch bei ihnen kann ich schon erste pädagogische Erfolge verzeichnen. So habe ich ihnen beispielsweise das stundenlange Sitzen vor dem Fernseher während meiner Abendessenzeit abgewöhnt. Ich muss nur lange genug starren, dann folgen sie mir auch während des spannendsten Tatorts in die Küche und erledigen die nötigen Aufgaben. Gerade im Alter braucht man schließlich Bewegung. Allerdings habe ich es bisher noch nicht geschafft, eine von ihnen zu Fall zu bringen. Selbst enges Schleichen um die Beine oder beherzte Sprünge aus dem Hinterhalt vor die Füße zeigten bisher nicht den gewünschten Erfolg. Aber ich arbeite daran. Nach Weihnachten habe ich dazu wieder eine Woche lang die Gelegenheit.
Jetzt muss ich mich aber erstmal dringend um die Feierlichkeiten zum Adoptionsjubiläum kümmern. Egal wie wild die Party heute noch wird, eins ist jetzt schon sicher: Morgen haben wir alle einen Kater